Die letzte Umfrage auf der Website von CambiaLINE ging der Rolle des Kaders im Change und natürlich auch im laufenden Business nach: «Was ist die wichtigste Rolle des Kaders in Ihrer Organisation?»

Aus purer Neugier hatte ich in diesem Fall per Mail einen grösseren Verteiler von Führungskräften aus verschiedenen Branchen um einen Klick gebeten und auch jede Menge Klicks erhalten. Danke dafür! Es ist spannend zu sehen, wie die Rolle des Kaders im Change und im laufenden Tagesgeschäft verstanden wird.

Geteilte Verantwortung

Fast die Hälfte der Umfrage-Klicks bestätigten eine Rolle des Kaders, die Manager, Führungskräfte und Mitarbeitende meiner Meinung nach erwarten sollten: Mitglieder des Kaders tragen die Mitverantwortung für die Zielerreichung. Gemeint ist: die Zielerreichung des Gesamtunternehmens.

Wer eine Organisationseinheit oder ein strategisches Umsetzungsprojekt leitet, muss dafür sorgen, dass die Unternehmensstrategie in seinem bzw. ihrem Verantwortungsbereich operationalisiert wird. Die Ziele, die die Führungskraft ihren Mitarbeitenden setzt und die Lieferergebnisse, die in der Einheit produziert werden, müssen in erster Linie auf die Unternehmensstrategie einzahlen. Andere Projekte – und seien sie fachlich noch so spannend – müssen niedriger priorisiert werden.

Mitgestaltung strategischer Themen

Immerhin ein Viertel der Umfrage-Teilnehmer arbeiten anscheinend für Unternehmen, die im Strategieprozess auf Partizipation des Kaders setzen. Es könnten mehr sein. Es müssten mehr sein. Unternehmen, die ihre Führungskräfte systematisch einbeziehen, wenn Vision und Strategie des Unternehmens operationalisiert werden, haben mehr Kraft. Sie setzen mehr Veränderungsdynamik frei.

Mitarbeitende des Kaders sind meist nicht reine Manager, sondern auch operativ tätig. Sie wissen, wie eine Strategie ganz praktisch zu Boden gebracht werden kann. Betroffene zu Beteiligten machen – das ist ein uraltes Prinzip in Veränderungsprozessen. Und immer noch richtig. Ausserdem kann das Management viel eher davon ausgehen, dass Führungskräfte die Kernbotschaften zur Strategie oder zur Transformation verlässlich in die Organisation tragen, wenn sie daran beteiligt sind.

Nichts sorgt besser für ein Alignment der Führung als der ernst gemeinte Dialog und die gemeinsame Arbeit an strategischen Themen. Mitgestaltung ist ein Prozess des Verstehens, des Durchdringens, der Aneignung´, des Mitdenkens und Beitragens.

Deshalb ist es ein Standardvorgehen in Transformationsprojekten, dass die Mitarbeitenden des Kaders einbezogen werden, z.B. über Führungskräfte-Workshops oder Kaderanlässe. Nur wenn Führungskräfte wissen, dass sie der Transmissionsriemen zwischen Top-Management und Mitarbeitenden sind, entsteht Tempo in der Strategieumsetzung.

Mitarbeiterführung im Tagesgeschäft

Ein Fünftel der Umfrage-Teilnehmenden fand, dass die wichtigste Rolle des Kaders in ihrer Organisation die Führung der Mitarbeitenden im Tagesgeschäft ist. Und in der Tat: Wenn das klappt, ist viel gewonnen. Dann geben Führungskräfte den Mitgliedern ihres Teams Orientierung und Ausrichtung, sie setzen Ziele, ermutigen zur Eigeninitiative, verhalten sich vorbildlich und unterstützen und coachen, wo Hilfestellungen und Support erforderlich sind.

Gute Führung sorgt dafür, dass Mitarbeitende die richtigen Dinge tun und die Dinge auch richtig tun. Vor allem motiviert gute Führung. Nicht nur HR-Leute wissen, dass Mitarbeitende oft wegen der Marke und des Firmennamens zu einem Unternehmen kommen und wegen des oder der Vorgesetzten gehen. Mitarbeiterführung im Tagesgeschäft ist als primäre Rolle des Kaders etwas absolut Solides und Anspruchsvolles. Und überhaupt nicht trivial oder selbstverständlich.

Einbringen von Fachwissen

Nur 5% der Klicks gingen auf «Einbringen von Fachwissen». Das ist gut. Fast hätte ich mit mehr gerechnet. Ich sehe in meinen Projekten viele Team- oder Abteilungsleiter, die in ihre Führungsposition befördert wurden, weil sie fachlich gut und schon lange im Unternehmen sind. Insbesondere bei Mittelständlern ist es so, dass der Leiter einer Fachfunktion einen deutlichen Teil der Arbeitszeit dafür einsetzt, selbst operative Tätigkeiten zu erledigen.

Auch erlebe ich nicht selten Top-Manager, die im Gespräch mit ihren Führungskräften in fachlich-operative Umsetzungsdetails einsteigen. Wie ging noch mal das vielzitierte Statement von Steve Jobs? « Es macht keinen Sinn, kluge Köpfe einzustellen und ihnen dann zu sagen, was sie zu tun haben. Wir stellen kluge Köpfe ein, damit sie uns sagen, was wir tun können.»

Die mageren 5% der Klicks freuen mich. Ich finde, dass es nicht die primäre Rolle des Kaders sein darf, Fachwissen einzubringen. Führungskräfte sollten organisieren, dass ihre Einheiten Fachwissen zum Nutzen des Unternehmens entfalten. Da waren sich die Umfrage-Teilnehmer weitgehend einig.

Kaskadieren von Information

Das ist natürlich auch nicht die primäre Rolle des Kaders im Change oder im laufenden Tagesgeschäft. Klar, Kommunikation und Mitarbeiterinformation ist Teil von Führung. Gehört zu den totalen Basics und sollte selbstverständlich sein. Auch wenn es oft nicht verlässlich passiert. Lässt sich am besten erreichen, indem Führungskräfte in die Strategieumsetzung einbezogen werden.

Weiterführende Links in diesem Zusammenhang

Die Umfrageergebnisse

48% sahen die Rolle des Kaders in Ihrer Organisation bestimmt durch die Mitverantwortung für Zielerreichung, 24% durch die Mitgestaltung strategischer Themen. 20% sahen die wichtigste Rolle des Kaders in der Mitarbeiterführung. Nur 5% erleben, dass es beim Kader auf das Einbringen von Fachwissen ankommt und nur 3%, dass es um die Weitergabe von Informationen geht.

Cambialine Umfrage Kader im Change

Bildquelle: www.gograph.com