Wir Menschen lernen über Emotionen. Ich habe das kürzlich wieder beim Rudern erfahren. Der Coach hat mir etwas erklärt, mein Kopf hatte es verstanden. Aber ich konnte es noch nicht. Aus der Vorstellung im Kopf musste erst eine körperliche Erfahrung werden. Ich hatte Blasen an den Händen, fand es anstrengend, spürte meine Grenzen, musste mich überwinden. Und dann gelang es. Ein Glücksgefühl! Ab da war es wiederholbar.

Nur Lernen über Emotionen ist nachhaltig. Es findet statt, wenn Informationen mit Gefühlen verbunden sind. Genau dann werden Erfahrungen gemacht, und aus Erfahrungen werden Erkenntnisse. Eine wichtige Rolle spielt die Art der Gefühle. Vereinfacht gesprochen gilt: Negative Gefühle wie Angst, Ablehnung, Misserfolg blockieren. Positive Empfindungen wie Freude, Anerkennung, Erfolg verstärken.

Lernen = Erfahren, was nützlich ist

Lernen über Emotionen erklärt, warum alle Organisationen lernende Organisationen sind. Auch solche, die ihre eigene Unternehmenskultur beklagen. Denn Mitarbeitende handeln so, wie sie es in der Organisation gelernt haben. Sie beobachten, mit welchem Verhalten sie und andere Vorteile erlangen und Schaden abwenden können. Und dieses Verhalten wird wiederholt.

Auch Psychologen und Neurowissenschaftlicher erklären den Vorgang des Lernens so. Das Hirn bildet Synapsen als Reaktion auf Erfahrungen, die mit Gefühlen verbunden sind und die wir oft genug machen.

Unternehmenskultur = akzeptiertes Verhalten

Wo Fehler sanktioniert werden, hat keiner Mut zum Experiment. Wo die Karriere vom informellen Netzwerk abhängig ist, sind viele mit politischen Spielen beschäftigt. Wo Führungskräfte nicht kritikfähig sind, erhebt irgendwann niemand mehr seine Stimme. Lernen über Emotionen kann sehr ungünstig für den Geschäftserfolg sein.

Wo man angstfrei miteinander umgeht, bringen Mitarbeitende sich ein. Wo Lernen einen Wert hat, sind Rückschläge keine Schande. Wo unterschiedliche Perspektiven gewollt sind, fällt Kreativität leicht. Wo Raum für Kreativität ist, findet Innovation statt. Wo Mitarbeitende einzeln, miteinander und als Organisation Erfolgserlebnisse haben, findet Lernen über Emotionen. Wo Lernen über Emotionen stattfindet, verändert sich nachhaltig etwas. Das ist in Organisationen die Basis für Wachstum und Erfolg.

Unternehmenskultur

Change = Lernen über Emotionen

Nur Lernen über Emotionen ist nachhaltig. Oft beginnt es damit, dass Anstrengung nötig ist, um Wissen anzuwenden. Dabei müssen Hindernisse, Fehler und Rückschläge verarbeitet werden. Es ist eine Leistung, bis zum Ziel durchzuhalten. Durchhaltevermögen wird mit dem Erlangen von Erkenntnis belohnt und das ist ein echtes Erfolgserlebnis. Aus diesem positiven Gefühl erwachsen Selbstvertrauen, Befriedigung über das Erreichte und Lust auf weitere Herausforderungen.

Auf solche Weise wird der Vorgang des Lernens positiv besetzt: Es ist die Erfahrung, dass Lernen zu Erfolgserlebnissen führt, dass Anstrengung befriedigend ist, das Neue bereichernd und dass man über sich hinauswachsen kann. Der Körper setzt Endorphine frei. Glück und Lernen hängen im Kopf eng zusammen.

Positive Emotionen im Change

Für mich als Organisationsberaterin bedeutet das: Ich muss für positive Rahmenbedingungen beim organisationalen Lernen sorgen. Denn Menschen in Organisationen nehmen die Anstrengung einer Veränderung nur auf sich, wenn sie dadurch ein Ziel erreichen und Freude über das Erreichte empfinden können.

Als Beraterin hebe ich immer wieder hervor, dass auch Kontinuität einen Wert hat. Unternehmen haben Stärken, die bleiben sollten. Ein etabliertes Kerngeschäft und gute Routinen dürfen nicht gefährdet werden. Auch nicht, wenn die Organisation gleichzeitig mehr Agilität und Innovation braucht.

In Veränderungsprojekten muss erlebbar werden, was für die Organisation gut ist. Und gut ist, was nützlich ist, um Vorteile zu erlangen und Schaden abzuwenden. Manchmal bedeutet das, etwas zu bewahren und manchmal, etwas zu verändern.

Veränderung als Erfahrungslernen

Wenn ich einen Veränderungsprozess plane, kläre ich zunächst, was warum verändert und erreicht werden soll. Das hat mit strategischer Klarheit zu tun und ist meist eine Aufgabe der Führung.

Aber wie der Verhaltensforscher Konrad Lorenz sagte: «Gesagt ist nicht gehört, gehört ist nicht verstanden, verstanden ist nicht einverstanden, einverstanden ist nicht getan, getan ist nicht richtig getan.»

Veränderung entsteht durch Umsetzung. In meinen Projekten organisiere ich Lernen über Emotionen. Betroffene werden beteiligt und Beteiligte werden aktiv. Sie brauchen geeignete Formate, um sich mit dem Neuen auseinanderzusetzen, um sich für ein gemeinsames Ziel anzustrengen, um zu experimentieren, Fehler zu machen, passende Lösungen zu entwickeln und Erfolgserlebnisse zu haben.

Der Wert des Durchhaltens

Ich sage nicht, dass das einfach ist. Veränderungsvorhaben sind keine linearen Lernprozesse, die geradewegs zum Erfolg führen. Manchmal sind die Auslöser Misserfolg und existentieller Veränderungsdruck. Oft gibt es zwischendurch Rückschläge, Widerstand, schlechte Emotionen.

Als Beraterin vermittle ich, dass Lernen auch Frustrationstoleranz erfordert. Ich sorge in Projekten für Momente, in denen aus Fehlern gelernt werden kann und für Erlebnisse, die zum Durchhalten motivieren.

Organisationsentwicklung gelingt, wenn Führungskräfte über Durchhaltevermögen verfügen, wenn sie Irrungen und Wirrungen aushalten und Konflikte produktiv auflösen. Auch dafür versuche ich in meinen Projekten zu sorgen und das ist vielleicht das Riskanteste an meinem Job.

Wenn Lernen über Emotionen funktioniert, dann ist es fantastisch. Wenn etwas erreicht wird, wenn der Markt positiv reagiert, wenn die Finanzen stimmen. Dann macht Lernen Freude und Mitarbeitende wollen mehr davon. Denn nichts verbindet so sehr wie der Erfolg.

Weiterführende Links in diesem Zusammenhang

Bildquelle: www.gograph.com