Impro-Theater im Business

Impro-Theater im Business macht total Sinn. Die Business-Welt würde anders ticken, wenn insbesondere mehr Führungskräfte Impro-Theater spielen würden. Sie verdrehen jetzt die Augen? Sie finden Impro-Theater albern oder denken, dazu müsse man die innere «Rampensau» freilassen? Dann lassen Sie sich kurz auf ein paar Gedanken ein, die ich aus einem einwöchigen Impro-Camp mitgebracht habe.

Impro-Theater ist eine Art Stehgreif-Comedy. Methodisch funktioniert es so, dass Menschen auf der Bühne live und unvorbereitet Szenen entwickeln. Inspiration geben Stichworte aus dem Publikum, die z.B. definieren, an welchem Ort die Szene spielen soll oder in welcher Beziehung die Figuren auf der Bühne zueinander stehen. Beispiel: Drei Personen treten auf die Bühne, das Publikum definiert sie als Chef plus zwei Mitarbeitende im Büro. Und schon geht’s los. Vielleicht startet eine Person mit einer pantomimischen Tätigkeit, die nächste Person macht eine Aussage zur Situation, irgendwann entsteht etwas Überraschendes, vielleicht ein Konflikt, ein Klärungsbedarf, eine Erkenntnis, ein Beschluss. Für das Publikum ist das unterhaltsam, spannend, lustig, verblüffend.

Spielregeln aus dem Impro-Theater im Business

Jeder kann Impro-Theater spielen. Vielleicht sehen Sie bei sich in der Organisation bereits eine Portion Impro-Theater im Business?! Mit etwas Übung gelingen die Szenen besser. Weil man ja aber nicht die Szenen selbst üben kann, besteht die Übung ganz wesentlich darin, Grundprinzipien der Gesprächs- und Gedankenführung anzuwenden, die als Tugenden für den Alltag absolut wertvoll sind:

Angebote annehmen.

Wenn ein Spieler eine Idee hat und diesen Impuls in die Szene gibt, dürfen die anderen nicht blocken. Im Impro-Theater wie im Leben gilt: Es läuft nicht immer so, wie wir uns das vorstellen. Also am besten, Sie nehmen das, was kommt, als Geschenk und machen das Beste draus. Flexibel verhalten, wenn das Unvorhergesehene eintritt – das ist zutiefst konstruktiv und weiterführend. Probieren Sie’s aus und sagen Sie das nächste Mal, wenn ein Kollege/eine Kollegin etwas Überraschendes sagt, das nicht völlig Ihren Vorstellungen entspricht: «Ja, genau! Und…». Sagen Sie «und» statt «aber» und fügen Sie etwas hinzu, statt das Gesagte durch Ihre Vorstellungen ersetzen zu wollen.

Heiter scheitern.

Viele Firmen haben keine gute Fehlerkultur. Fehler macht man nicht gern, man gibt sie nicht zu, man will immer das Richtige tun. Wie soll da Lernen funktionieren? Im Impro-Theater hat man Freude, wenn Fehler passieren, weil man daraus schlauer wird, weil man mutiger und entspannter ist, wenn Fehler passieren dürfen. Fehler eröffnen neue Wege. Wenn man gemeinsam über einen Fehler staunt oder lacht ist man beieinander, und dann geht’s auch gut weiter. Wäre es nicht eine willkommene Abwechslung, wenn Sie in einem der nächsten Team-Meetings einen Fehler mit positiver Neugier ausleuchten und ein paar «Learnings» daraus ableiten?

Aufmerksam wahrnehmen.

Gut zuhören, gut hinschauen, aufmerksam sein, abwarten können, Pausen ertragen, Blickkontakt suchen. Das ist nicht nur im Impro-Theater notwendig, sondern auch im privaten wie beruflichen Alltag. Wer diese Tugend aus dem Impro-Theater im Business anwendet, wird erfolgreicher sein.

Denn wer das nicht tut, bleibt in seinem eigenen Film, was zu wenig ist, wenn man gemeinsam etwas auf die Beine stellen will. Es ist wichtig, das Ganze wahrzunehmen und auch die Details. Wo echte Aufmerksamkeit herrscht, kann weitergeführt, angeknüpft, eingeflochten und ausgebaut werden. Kleine Aufgabe für den Alltag: Seien Sie im Blickkontakt mit Ihrem Gegenüber und machen Sie Pausen, bevor Sie antworten. Der Dialog wird eine bessere Qualität haben.

Gesundes Selbstvertrauen.

Im Impro-Theater ist Mut zum Risiko wichtig. Im Business gilt es, Risiken zu vermeiden oder besser: sie zu managen. In beiden Welten gilt: Wenn wir wissen, dass wir aus Fehlern lernen, wenn wir Angebote annehmen und kreativ weiterführen, weil wir davon ausgehen, dass wir gemeinsam etwas Gutes hinbekommen, dann entwickelt sich ein gesundes Selbstvertrauen. Und mit gesundem Selbstvertrauen kann man guten Mutes an neue Dinge herangehen, auch mal die Kontrolle abgeben und gemeinsam positive Dynamik entwickeln.

Präsent sein.

Wenn mehrere Personen hier und jetzt erfolgreich sein wollen, dann müssen alle ganz im Augenblick sein. Nicht im Gestern, nicht im Morgen, nicht in der eigenen Geschichte und den eigenen Ideen. Alle bisher genannten Impro-Regeln sagen im Kern dasselbe: Wenn wir zugewandt und aufmerksam sind und gemeinsam konstruktiv Dinge weiterentwickeln, dann entsteht etwas Gutes.

Teamplay statt Solonummer.

Von Team ist im Berufsleben oft die Rede. Ebenso häufig ist, dass in einem Team alle ihr Bestes geben, aber eben nicht zusammenspielen. Zusätzlich zu allem bisher Genannten gibt es noch ein ganz wunderbares Grundprinzip im Impro-Theater: Lass Deine Mitspieler gut aussehen! Wenn wir uns auch im Business mit Wonne die Bälle zuspielten, würden am Ende alle strahlen und sich entfalten.