Weihnachten steht vor der Tür und in meinem Kopf formiert sich mein persönlicher Jahresrückblick 2021. Wenn die Verpflichtungen weniger werden und alle sich auf Ferien und Feiertage freuen, gibt es diese ruhigen Momente, in denen ich über das Leben, Beziehungen und Begegnungen, Erfolge, Niederlagen und Learnings nachdenke.
Mehr unter Menschen
Es war ein gutes Jahr für mich. Vor allem habe ich genossen, dass wieder mehr Begegnungen mit Freunden und Familie möglich waren, nachdem sich im Frühjahr viele Menschen haben impfen lassen. Alles noch relativ kontrolliert, aber doch unbefangener als im letzten Jahr.
Insgesamt war mehr Bewegung im Leben. Kein Lock-down mehr. Weniger Stubenhockerei. Ich war oft beim Rudern, am liebsten am frühen Morgen im Skiff. Wir waren auch wieder im Trainingscamp in der Lombardei – wo die Italiener:innen diszipliniert Maske trugen und bei Eintritt ins Restaurant die Körpertemperatur gemessen wurde, während in Zürich die Menschen dicht gerudelt am See lagerten.
Überhaupt war ich viel in der Natur, war schwimmen und wandern, allein und in Gesellschaft. Beim Laufen lassen sich gut Gedanken entwickeln. Die Erfahrung haben in der Pandemie viele gemacht. Mir gefällt das. Mein persönlicher Jahresrückblick 2021 enthält viel schöne Momente, Gespräche und Emotionen.
Busy as a bee
In diesem Jahr war sehr beschäftigt mit spannenden Projekten. Das war im Sommer und Herbst 2020 anders. Vielen Firmen hatten Projekte zurückgestellt. Die Mitarbeitenden waren im Home-Office. Und das, während ich als Beraterin von Interaktionen, Workshops, Gruppendynamik und Gesprächen lebe.
Seit November 2020 war für mich deutlich spürbar, dass Firmen wieder Projekte vorantreiben. Die Mehrzahl meiner Workshops und Arbeitstreffen läuft über Zoom oder MS Teams. Das ist nichts gegen Bewegung im Raum, kreatives Arbeiten mit echten Stiften auf echten Pinnwänden. Aber auch Online-Workshops lassen sich abwechslungsreich gestalten und führen zu Erkenntnissen, Ergebnissen und Lernprozessen.
Von Change im Kontext von IT-Projekten über Führungsthemen, IT-Kommunikation und Kulturwandel haben mich in diesem Jahr genau solche Themen beschäftigt, für die ich mich als Beraterin begeistere. Mein Jahresrückblick lässt mich lächeln. Ich bin wieder voll in meinem Element.
Nachdenkliches im Jahresrückblick 2021
2020 habe ich auch als Jahr der gesellschaftlichen Spannungen erlebt. Persönlich habe ich noch nie zuvor beobachtet, dass ein gesamtgesellschaftlicher Diskurs von Killerphrasen beherrscht ist. Viele reklamieren das Recht auf eine eigene Meinung und machen daraus ein Recht auf eigene Fakten. Über richtig und falsch wird teils gestritten, teils bricht die Kommunikation ab, weil die Meinungsverschiedenheiten unüberbrückbar sind. Persönlich nehme ich vieles wahr, vermeide Debatten und ziehe meine Schlüsse.
Andere Weihnachten?
So als der Vater meiner Freundin Ursula nach einer Herzattacke über eine Stunde in der Ambulanz unterwegs war, bis sich in einem über 100 km entfernten Spital ein freies Krankenbett fand. Ursi stand dann stundenlang auf dem Parkplatz, durfte nichts ins Gebäude und konnte niemanden telefonisch erreichen, weil das Personal überlastet war. Der Vater hat die Herzoperation aufgeschoben, weil er sich die Einsamkeit in der Rehaklinik nicht vorstellen konnte. Er ist mittlerweile an einem Infarkt verstorben.
Ein Freund hat Anfang Dezember seine Mutter beerdigt, die in einem Altenheim an Covid verstorben ist. So wie fünf andere Bewohner:innen. Auf die Frage, wo seine Mutter sich angesteckt haben könnte, antwortete eine Pflegekraft ausweichend, man habe einen Ausflug unternommen. Wohin, wann und mit wem blieb unklar. Klar wurde, dass die alte Dame das Pflegeheim nicht verlassen hat und nur im Kontakt mit Angestellten war, von denen über die Hälft nicht geimpft ist.
Ich höre, wie Menschen, die von Impfen nichts halten, sich auf Weihnachtsfeiern in den eigenen vier Wänden freuen – im grösseren Familienkreis und ohne Coronarestriktionen.
Weitermachen wie bisher?
Meine Freundin Claudia ist Lehrerin an einer Primarschule in Berlin-Kreuzberg. Sie hat erlebt, wie manche Kinder im Lockdown von ihren Eltern gefördert wurden und andere komplett abgehängt waren von jeder Art von Bildung. Keine digitalen Lösungen, Überforderung auf allen Seiten – die politischen Unterlassungssünden im Bildungs- und Gesundheitswesen rächen sich brutal. Claudia ist darauf eingestellt, ihren Beruf bis auf weiteres nur mit Maske und Infektionsrisiko ausüben zu können.
Ein Freund hat mich eingeladen, mit einer kleinen privaten Gruppe über den Jahreswechsel nach Sansibar zu reisen. Schnorcheln im indischen Ozean, Silvesterparty in Stone Town… Ich habe schnell gegoogelt, wie die Situation in Tansania ist. Impfquote bei ca. 1,7%, der letzte Präsident hat das Land als virusfrei erklärt, starb dann im März an Covid. Heute ist das Land dafür bekannt, dass man dort Urlaub wie vor der Pandemie machen kann und für 50 USD einen negativen Coronatest bekommt, ohne einen Abstrich machen lassen zu müssen. Ich fahre nicht mit und unsere Gespräche haben sich verändert.
Zwischen Müdigkeit und Unternehmungslust
Wie viele Menschen in meinem Umfeld fühle ich mich müde von den Anstrengungen des Alltags. Gleichzeitig empfinde ich mit Blick auf das neue Jahr eine unbändige Unternehmungslust.
Auf der Website meiner Firma CambiaLINE verwende ich Bilder von Gärten und ziehe eine Parallele zu Organisationen. Sind sie gut angelegt und gepflegt, gedeihen sie und sind ein inspirierender Aufenthaltsort für Kunden und Mitarbeitende. Es ist eine Daueraufgabe, Wandel und Entwicklung erfolgreich zu gestalten.
Vor uns liegen noch ein paar Wintermonate. Immerhin werden in Kürze die Tage wieder länger! Und natürlich wird uns auch das nächste Jahr massenhaft Wachstums- und Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Wir werden wieder spüren, wie wir etwas bewirken können. Wie toll es ist, kreative Ideen zu kultivieren und überzeugende Resultate ernten zu können.
Ich wünsche auch Ihnen einen zufriedenen Jahresrückblick und einen motivierten Start ins neue Jahr.