Motivation oder Demotivation? Das liegt oft oft nah beieinander. «Vielleicht sollten wir die Leute zu einem richtig tollen Event einladen», überlegte vor ein paar Tagen einer meiner Kunden, «um Danke zu sagen nach so einem anstrengenden Jahr voller Veränderungen.» Er würde einen schönen Anlass spendieren. Attraktiver Ort, gemeinsame Aktivität, feines Essen und Trinken à discrétion. Für mehrere hundert Leute. Das Ziel ist die Motivation der Mitarbeitenden.

Funktioniert das? Welche Anreize motivieren Mitarbeitende wirklich? Belohnung, Bezahlung, Bespassung? Oder geht es mehr darum, die intrinsische Motivation der Mitarbeitenden lebendig zu halten? Vielleicht geht es tatsächlich vor allem darum: nichts zu tun, was Mitarbeitende demotiviert.

Konsum ohne Loyalität

In der römischen Antike gab es das Prinzip «panem et circensis», zu Deutsch: Brot und Spiele. Damit wurde das Volk bei Laune gehalten. Im Zirkus rutschten wirtschaftliche und politische Probleme aus dem Blickfeld. Und bei der nächsten Stimmabgabe votierte die Mehrheit für den grosszügigen Machthaber.

Persönlich bezweifle ich, dass Brot und Spiele ein wirksames Prinzip für die Mitarbeiter-Motivation in Unternehmen sind. Natürlich wird getanzt, wenn es Live-Musik gibt. Es wird Wein getrunken, wenn er auf dem Tisch steht. Aber ob Mitarbeitende deshalb besser oder lieber arbeiten?

Motivation – intrinsisch

«What keeps you going?», fragte ich kürzlich den Leiter einer strategischen Initiative in einem Technologie-Unternehmen. Für ihn war das ganz klar. «Wenn ich merke, dass ich meine Kunden weiterbringe. Oder wenn wir im Team so richtig produktiv sind.» Also intrinsische Motivation. Er ist happy, wenn das Unternehmen, für das er arbeitet, kaum spürbar für ihn ist. Wenn er seine Wirksamkeit entfaltet. Im Workshop. Im Mitarbeitergespräch. Beim Kunden.

«Das musst Du pflegen», bestärke ich ihn. Ist doch fantastisch, dass er die Quelle seines Elans in sich trägt! Es ist nicht ganz einfach, diese Gabe in Konzernstrukturen zu bewahren.

Aus der Psychologie wissen wir, dass intrinsische Motivation sich aus drei Empfindungen speist:

  • Autonomie: das Gefühl, eigenverantwortlich handeln zu können und Wahlmöglichkeiten zu haben
  • Beherrschen der Sache: das Erleben der eigenen Kompetenz und einer guten Balance von Herausforderungen und erreichten Ergebnissen
  • Eingebundenheit: das Gefühl, zu übergeordneten Zielen beizutragen und in guter Beziehung zu anderen Menschen im Arbeitsumfeld zu stehen

Motivation und Demotivation – extrinsisch

Wer motiviert ist, kann auch demotiviert werden. Das passiert alle naselang. Wenn sich Gestaltungsspielräume verengen, wenn unrealistische Ziele gesetzt werden, Mitarbeitende unter- oder überfordert sind, wenn die Vision fehlt, der Teamspirit schlecht oder der Vorgesetzte desinteressiert ist. Oder wenn die Organisation mit ihren Strukturen und Prozessen es dem Mitarbeitenden erschwert, seine Talente zu entfalten und seine Ziele zu erreichen.

Fallen die Rahmenbedingungen für intrinsische Motivation weg, helfen sogar finanzielle Anreize nur noch bedingt. Natürlich sind z.B. Bonuszahlungen immer willkommen. Aber sie sorgen nicht für das Erlebnis von Freude, die aus der Tätigkeit selbst entspringt. Die Selbstmotivation, die durch das Gefühl der inneren Beteiligung und der Selbstbestimmung im Job entsteht, schwindet. In der Psychologie geht man davon aus, dass intrinsische Motivation durch extrinsische Belohnungen korrumpiert werden kann.

Natürlich kann man sich auch selbst die eigene Antriebskraft zerstören. Wer sich verzettelt, es allen recht machen will, ohne Vision für das eigene Leben ist, keine Eigeninitiative entwickelt, Beziehungen vernachlässigt oder auf Lob und Anerkennung wartet, verliert den Zugriff auf die eigene positive Energie. Es ist so viel besser, die Sonne im Herzen zu haben – und dafür ist man selbst verantwortlich.

Selbstmotivation

Der von mir geschätzte Leiter einer strategischen Initiative in einem Technologie-Unternehmen beeindruckt mich, weil er seine Selbstmotivation aufrechterhält, obwohl er sich in zum Teil ermüdenden Strukturen bewegt.

Er macht ein paar Dinge, die allen zu empfehlen sind, die die Quelle ihrer Antriebskraft pflegen wollen. Er ist werteorientiert. In seinem Umgang mit Menschen ist er wertschätzend. Es gelingt ihm auch nach ärgerlichen Momenten, seine Aufmerksamkeit bald wieder auf klare Ziele zu lenken, die er richtig und wichtig findet und auch erreichen kann.

Besonders zeichnet ihn aus, dass er für seine Teammitglieder und für seine Kunden Mehrwert schaffen will. Er setzt sich wirklich dafür ein, dass es Ergebnisse gibt, die von der Sache her gut und weiterführend sind. Das gibt seiner Arbeit Sinn. Er leistet wertvolle Beiträge und weiss das, auch wenn er nicht immer angemessenes Feedback dafür bekommt.

Das Talent und die Kraft zur Selbstmotivation haben nicht viele Menschen. Es lohnt sich, die eigene mentale Energie dafür einzusetzen. Denn die Sonne im Herzen macht unabhängig von äusseren Einflüssen. Denn es gibt so viel, worauf, worüber, woran man sich freuen kann!

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Bildquelle: www.gograph.com