Als Begleitmusik zu diesem Artikel hier zum Anklicken: der klassische Rudolph-Song. 😉
Noch knapp drei Wochen bis Weihnachten – der ultimative Jahresendspurt! Geschäfts und Innenstädt sind leerer als Corona-freien Jahren. Wahrscheinlich drängeln sich viele gerade auf Online-Shopping-Plattformen. Aber im Business ist es the same procedure as every year.
Längst ist klar, dass Corona uns auch im Jahr 2021 begleiten wird. Mein Eindruck ist, dass Firmen irgendwann im Spätsommer aufgehört haben, auf eine Zeit nach Corona zu warten. Es muss weitergehen.
Jahresendspurt bedeutet: laufende Projekte und Arbeitsthemen werden bis zum Jahreswechsel fertiggestellt oder vorbereitet. Es wird erledigt, was erledigt werden kann. Denn Anfang 2021 soll es mit frischem Schwung weitergehen.
Produktiv im Home-Office
Die virtuelle Zusammenarbeit aus dem Home-Office heraus funktioniert anscheinend recht gut. Ich höre aus Unternehmen, dass die individuelle Produktivität sogar gestiegen ist. Mitarbeitende arbeiten konzentriert von zu Hause aus. Viele nutzen Zeiten, die sie sonst fürs Pendeln aufwenden, zum Arbeiten.
Die Zusammenarbeit im Team scheint teilweise etwas zu leiden. Zwar können viele Meetings durch Videokonferenzen ersetzt werden. Aber der informelle Austausch kommt zu kurz. Wenn man sich nicht physisch trifft, ruft man sich Informationen nicht mal eben von Schreibtisch zu Schreibtisch zu. Auch ist es einfacher, weil es unbemerkt passiert, ArbeitskollegInnen auszublenden bzw. nicht einzubeziehen.
Remote Leadership
Remote Leadership ist in meiner Wahrnehmung kein drängendes Thema mehr. Während des Lockdowns im Frühling fragten sich manche Führungskräfte, ob das Leiten eines virtuellen Teams ein anderes Vorgehen erfordert. Mittlerweile hat sich vieles eingespielt.
Führungskräfte, die vor Corona bewusst geführt haben, tun das auch über digitale Kanäle. Wer vorher nicht gut geführt hat, überzeugt Mitarbeitende auch nicht auf Distanz.
Wo neue Mitarbeitende sorgfältig in Aufgaben und Teams eingeführt wurden, kümmert man sich auch online um sie. Wo das Onboarding eher unaufmerksam stattfindet, können die Neuen im Home-Office vergessen werden.
Eine Kundin wählte eine kreative Metapher: Im Frühjahr hätte es um das Thema Remote Leadership ein Geflatter gegeben wie von einem aufgescheuchten Vogelschwarm. Mittlerweile hätten sich alle wieder niedergelassen. Mitarbeitende und Führungskräfte wissen, was sie aneinander haben – oder auch nicht.
Mut zum Experiment
Die Abwicklung von Projektarbeit und Tagesgeschäft über MS Teams oder Zoom ist das eine. Die Moderation von Workshops im Rahmen von Change-Projekten ist etwas anderes.
In diesem Jahr gab es viele Experimente. Im Frühjahr erzählte mir die Cultural-Change-Beauftragte einer Versicherung, dass sie Skype-Workshops mit über 100 Teilnehmenden durchgeführt hatte. Die Veranstaltung hat rund zwei Stunden gedauert.
Das mag für Informationsvermittlung und einen Austausch zu unkritischen Themen funktioniert. Wenn es um heikle Psychodynamik geht, sind Online-Workshops anspruchsvoll
Ich selbst habe in diesem Herbst die Freude, in einem relativ konservativen Unternehmen zwei Teams in die Selbstorganisation zu begleiten. Alle sind bereit, mit den Möglichkeiten digitaler Kommunikation zu experimentieren. Demnächst führen wir einen Online-Workshop durch, in dem wir über Werte und Schwierigkeiten im Team diskutieren. Dabei sehen wir uns online vermutlich direkter ins Gesicht als bei einer Präsenzveranstaltung.
Blick nach vorn
Weniger gut können wir abschätzen, was uns das nächste Jahr bringt. Persönlich bin ich froh, dass die Schreckstarre der Frühlingsmonate dem spürbaren Willen zur Gestaltung der eigenen Zukunft gewichen ist.
Ob Strategieumsetzung, organisatorische Veränderungen, Teamentwicklungs- oder Lernprozesse – es geht wieder etwas. Vielleicht nicht mit der Motivation und Begeisterung wie vor Corona. Es fehlt die Unbefangenheit von Begegnungen. Es fehlt die Freiheit der Bewegung. Manchmal fehlt auch einfach die Freude.
Aber was sehr wohl da ist in Unternehmen – obwohl die zweite Corona-Welle durch Europa rauscht: die Entschlossenheit zum Weitermachen, Einsatzbereitschaft und Engagement, Kreativität, Veränderungsbereitschaft und Gestaltungswille. Und egal was das nächste Jahr uns bringt und abverlangt… das ist eine gute Perspektive.
Weiterführende Links in diesem Zusammenhang
- Das bin ich: Linda Pütter
- Sparring
- Artikel von Linda Pütter auf Linkedin